Freitag, 10. August 2012

20. Erzgebirgs- Bike- Marathon Seiffen

mit Maik, Carsten und Lars am Start
Nach vier wettkampffreien Wochen stand am letzten Sonntag mit dem EBM in Seiffen eines meiner  Saisonhighlight´s im Rennkalender. Die nunmehr 20. Auflage des ältesten MTB- Marathon Deutschlands, machte das zu etwas besonderen, dort am Start zu stehen. Für mich persönlich allemal, da ich mich als Kurzstreckler, todesmutig über die 100km Distanz meldete, bei der 2800 Hm zubewältigen sind.

Dementsprechend war eine Menge Nervosität vorhanden und ich war noch nie vor einem Rennen so angespannt wie an diesem Tag.

Die Wetterprognose war sehr vielversprechend, so dass zumindest von oben keine Nässe zu erwarten war.
Meine Ziel für dieses Rennen lautete mit Würde angekommen und vielleicht mit einem Auge auf ne "Goldene Kappe" schielen, welche es für die TOP 100 der Langstrecke zu erhaschen gab.

Meine Rennplanung sah also einen verhaltenen Start vor, um hinten raus nicht einzugehen, denn ohne es zu wissen, konnte ich mir vorstellen das die 3. Runde unendlich lang werden würde.

Ich wollte gemeinsam mit den Brödner´s, welche das Rennen als Vorbereitung für die anstehende Trans- Schwarzwald nutzen wollten, angehen.

by bikepixx.de
Mit ca. 10min. Verspätung ging es dann los und knapp 1500 Biker machten sich auf dem Weg die gefürchtete "Alp de Wettin" zunächst runter zu rollen. Nachdem wir fast 2km mehr oder weniger Stehversuche unternahmen, fiel im Ortszentrum der scharfe Startschuss.
Die Einführungsrunde verlief unspektakulär, aber für mich vom Gefühl her ein bissl zu schnell. Lars drückte ganz schön drauf. Zum Ende dann der erste Aufstieg zur Wettiner Höhe und im Anschluss ging es auf die Runde.

Es dauerte keine 3km, als Carsten mit Platten halten musste, Lars wartete. Meine Taktik war somit Geschichte und das 85km vorm Ziel. Toll dachte ich, aber es nützte nichts. Ich nahm etwas raus und wusste das mit Michael Guist ein weiterer Teamkollege in Kürze von hinten aufschließen sollte. Leider stand Maik mit seinen bekannten Problemen am Rand und musste kurz durchschnaufen. Er sollte uns kurz Zeit später wieder überholen. Gemeinsam mit Michael nahm ich nun die anspruchsvolle und teilweise sehr weiche Strecke unter die Stollen. Die Atmosphäre an der Strecke war wie immer einzigartig, zumindest habe ich bis jetzt noch nichts lauteres erlebt. Die Absätze der Steilabfahrt werden, wie ich finde Jahr für Jahr höher.
 by bikepixx.de
Steilabfahrt, by sportograf
Na mal sehen wie das nächstes Jahr aussieht. Die erste Runde ging relativ schnell rum, ich hoffte nicht zu schnell, da mich kurz vor der Alp ein bekannter überholte, von dem ich weiß das er um die Plätze 20- 30 fährt, aber auf der Kurzstrecke. Teilweise in zweierreihen standen nun die Zuschauer am Rand des Anstieges und peitschten die Racer nach oben, ein unglaubliches Gefühl durch dieses Spalier zu fahren.

Die zweite Runde begann und Michael klagte nun über Schmerzen im Ellenbogen, er biss aber auf die Zähne. Mitte der ersten Rundenhälfte verlor ich ihn aber und war von nun an wieder "allein" unterwegs.

by bikepixx.de
Die Oberschenkel begannen nun kurzzeitig zu zwicken, was mir bissl Angst machte. Vor allem in den ruppigen Wurzeltrails bzw. auch bei der Abfahrt in den Seiffener Grund ging der große Muskel das ein oder andere Mal fest. Aber es ging weiter. Das kleinste Ritzel konnte ich nun auch abhaken, da sich einer kleiner Stein, wie ich später herausfand, zwischen die Ritzel gequetscht hatte, aber damit konnte ich leben. Streng auf den Puls hörend fuhr ich mein Rennen stuhr weiter. Schon gab es das zweite Gummiband um den Arm, um das Wasserhäuschen herum und in die kurze Abfahrt. In der anschließenden Linkskurve war es dann fast passiert. Ich lenkte etwas zu früh ein und das Vorderrad blieb an der Grasnarbe hängen. Nur mit viel Mühe konnte ich einen schmerzhaften Abgang vom Esel vermeiden. Puh, das war echt haarscharf und der Puls schnellte für kurze Zeit in die Höhe. Ich hatte ja noch einmal die Möglichkeit es an dieser Stelle besser zu machen. :-)
Schon war die Hauptstraße wieder erreicht und es ging Richtung Uphill, die Dritte.
Nun ging es schon um einiges zäher die Alp hinauf, aber alles noch im gelben Bereich. U.a. Teamkollege Nico am Rand feuerte mich in schwarzer Lederkombi an. Vor lauter Rasselgeräuschen habe ich garnicht richtig verstanden was er sagte. Wahnsinn. Kurz vorm Gipfel gab es noch eine volle Flasche, welche mir Simone reichte. Geschafft!
Noch eine Runde. Beim Durchlauf schnappte ich mir noch ne zweite Flasche. Dann gab Sprecher Andreas Fischer alles und peitschte mich mittels lautstarker Anfeuerung durch das Mikrofon auf die letzte Runde. Danke nochmal für die Motivation. Das geht echt unter die Haut.

Für mich begann nun Neuland, da ich letztes Jahr die 70km finishte.Die Beine waren noch gut, aber das Drama sollte gleich folgen. Es ging in den ersten Wurzeltrail und eh ich mich versah, verabschiedeten sich beide vollen Flaschen aus meinen Haltern. Und nun??? Die nächste Verpflegung war noch weit entfernt.
Ich sah das Kartenhaus in sich zusammenfallen. Es half nichts, weiter aber nur nicht überziehen.
Im nächsten Trails hielt ich an und nahm eine von den unzähligen Flaschen, welche den Waldboden eine farbigen Touch verpassten, auf. Sie war voll. Ich nahm nen Schluck und fuhr weiter. 200m ging es gut bis der Halter wieder leer war. So ein Mist dachte ich. In Folge dessen hielt ich bei jedem Streckenposten an und bettelte um einen Schluck Flüssigkeit. Es gab zum Glück überall ne Kleinigkeit, auch wenns Blubberwasser war, dass sollte mir in dem Moment Sch....egal sein. Danke!!!
by bikepixx.de
Jeder Km wurde jetzt schwer. Kaum noch jemand auf der Strecke!!! Durch das ständige Anhalten und Absteigen an den Posten, kam nun immer mehr Bewegung in meine Beinmuskelatur.
Ich war heilfroh als ich Simone kurz vor der Abfahrt zum Grund mit einer vollen Flasche sah und ich wusste das ich auch trotz aller Wehwehchen nun das Ziel erreichen würde. Der Wille war riesengroß.
An der Verpflegungsstelle ließ ich mir dann noch zur Sicherheit den Antrieb reinigen und stopfte an der Theke rein, was rein ging. Die restliche Streckenführung lief nun ständig in meinem Kopf ab. Ich motivierte mich von Punkt zu Punkt. Der ein oder andere mit schwarzer Nummer überholte mich noch, aber es war mir egal. Mein Gefühl sagte mir, dass es reichen wird für die "Kappe". Vor der Motocrossstecke kam dann Lars von hinten auf. Er fuhr nun auch allein, da auch Carsten Probleme hatte. Lars, der auf der Langstrecke zu Hause fuhr davon, blieb aber immer in Sichtweite. Das Wasserhäuschen war erreicht. Von nun an nur noch bergab. Die Alp machte mir keine Angst mehr!!!! :-)
es ist vollbracht, by sportograf
Natürlich nutzte ich jetzt das kleine Kettenblatt, aber absteigen kam nicht in Frage. So konnte ich den Anstieg nochmal in vollen Zügen "genießen". Auf einmal waren alle Krämpfe weg und die letzten Meter liefen flüssig und ich konnte nach 5:16.58 Std. über den Zielstrich fahren. Mein Gefühl hat mich nicht ge- und enttäuscht, denn es kam eine Edelhelferin auf mich zu und sie hatte die Goldene Kappe in der Hand und hängte sie mir um den Hals. :-) Platz 80 ist es geworden.
Das Lächeln für das Zielfoto fiel nun sowas von leicht. Am Ziel warteten dann die Teamkollegen und Versorger, welche schon im Ziel waren.

Es war vollbracht. Für manche klingt es vielleicht ein wenig übertrieben, aber wenn man immer nur Kurzstrecke fährt, sind drei Runden in Seiffen ein echte Herausforderung.

Die gefühlten 5 Orangen und 10 Äpfel, die ich dann im Ziel verputzte waren genauso lecker, wie die anschließenden Nudeln. Grins!!!:-)

Ich danke allen die mich angefeuert und verpflegt haben, vor allem Simone, Peggy, Nicole, Hendrik, Silke, Tobias, Nico, Familie Fleischer und natürlich Maik.
Ein großer Dank auch an den Veranstalter Albrecht Dietze und seinen unzähligen Helfern, die seit 20 Jahren eine super Veranstaltung organisieren. Auf die nächsten 20 Jahre.:-)

Ich werde nun am Sonntag nach Schneeberg düsen und am Filzteich- Cross- Triathlon teilnehmen.

Bis die Tage
Daniel


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen